Die Geschichte des BKÖ
Zur Geschichte des Blauen Kreuzes in Österreich unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses aus Deutschland.
Schon um die Jahrhundertwende wurde der Gedanke des Blauen Kreuzes nach Österreich getragen. Oberstleutnant von Knobelsdorff hat als Sendbote des jungen Werkes unser Land besucht. Besonders in Gemeinschaftskreisen begriff man die Notwendigkeit christlicher Alkoholikerseelsorge. Der nachmalige Generalsekretär der Österreichischen Volksmission, der aus Ostpreußen stammende Pfarrer Max Monsky hat landauf, landab für die Ziele des Blauen Kreuzes geworben. 1927 veranstaltete mein Vater als Pfarrer in Gmunden die erste Evangelisation in seiner Gemeinde. Der Zentralausschuss der Inneren Mission Deutschland entsandte über dessen Bitte Pfarrer Johannes Hölzel aus Berlin. Eine Woche lang war die 440 Sitzplätze zählende Gmundner Kirche gesteckt voll. Stundenlang kamen die Besucher – auch aus den Nachbargemeinden - meist zu Fuß zu den Nachmittagen und Abenden. Am Ende der Woche regte Hölzel die Bildung eines Blaukreuzvereines an. Mein Vater und meine Mutter – letztere war schon Jahre zuvor als Mitarbeiterin der württembergischen Strafvollzugsanstalt für Frauen in Gotteszell/Württemberg, dem Beispiel des bewusst christlichen Anstaltsleiters folgend, abstinent geworden – gingen den übrigen Gemeindegliedern gleich mit gutem Beispiel voran. Es gelang bald, mit Gottes Hilfe mehrere Alkoholiker zu Jesus und damit zur Befreiung von ihrer Abhängigkeit zu führen. Unter Leitung meines Vaters fanden bis zum Beginn des Dritten Reiches regelmäßig Blaukreuzstunden statt. Deutsche Sekretäre, wie Tuschhoff, besuchten unsere Gemeinde, später auch der Österreicher Wanek, der in Wien seinen Sitz hatte. So waren da und dort lebendige Ortsvereine entstanden.
In Treffen/Kärnten war es die Gräfin Elvira de la Tour, die neben ihren Waisenhäusern und Altenheimen auch Blaukreuzarbeit, betrieben hatte. Unter dem aus Deutschland stammenden Rektor Roth wurde in der Zwischenkriegszeit eine kleine Krankenheilstätte geschaffen, die der aus Württemberg stammende Hausvater Gienger, der Vater des nachmaligen Treffener Rektors Friedrich Gienger hingebungsvoll leitete, bis die Hitlerzeit dieser Arbeit ein Ende setzte. Auch der Rektor des Diakonissenhauses in Gallneukirchen bei Linz, der Mittelfranke Kornacher war ein warmer Freund und Förderer der Trinkerrettungsarbeit.
Während der Herrschaft des Nationalsozialismus verloren die Ortsvereine ihre rechtliche Basis. Doch wurde in freier Form da und dort Alkoholanhängigen in großer Treue nachgegangen. Erst in den frühen Fünfzigerjahren kam es zu einer Reaktivierung der organisierten Blaukreuzarbeit vor allem durch Freunde aus der Schweiz, unter ihnen auch der heutige Ehrenpräsident des Internationalen Bundes des Blauen Kreuzes Dr. Hans Schaffner, die nach Österreich reisten, um mitzuhelfen. So wurde das Blaue Kreuz in Österreich organisatorisch wieder gegründet. Auch mein Vater war daran maßgeblich beteiligt. Von 1955 bis 1957 wirkte der aus Deutschland stammende Prediger Fritz Dietzinger, von der Volksmission Salzburg aus, eifrig als Sekretär. Er wurde durch die in der Missionsschule ausgebildete Schwester Grete Kölli abgelöst. 1963 – 1971 war der Schweizer Paul Walther vor allem in Oberösterreich hingebungsvoll im Einsatz – alle stark finanziell unterstützt aus der Schweiz. Später kam uns auch das Blaue Kreuz aus Deutschland zu Hilfe. In Kärnten wirkte Rudolf Witte aus Deutschland von 1968-1978 in großer Treue.
Bis 1998 war Reinhold Schwarz als Reisesekretär tätig, von 1990-2000 wurde die Hauptgeschäftsstelle von Bruno Meienberger von Kärnten aus geleitet. Langsam gewinnt die Arbeit an Boden. Besinnungswochen und Suchtkrankenhelferseminare hinterlassen hoffnungsvolle Segensspuren. Derzeit bestehen in Österreich achtzehn Blaukreuzgruppen, geleitet von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die mit großer Liebe und Geduld, und mit der Kraft Gottes, den Kranken zur Verfügung stehen.
(Bericht von Pfarrer i.R. Hans-Reinhard Dopplinger)